Ein Gebet voraus


„Ein Gebet voraus“ so heisst eine Impulsveranstaltung in Bern, welche morgen Samstag Christen aller Kirchen vor dem Bettag zum gemeinsamen Beten einlädt. Sind betende Menschen immer ein Gebet voraus? Gerade so, wie wenn schlagfertige Leute den anderen einen Schritt voraus sind? Oder hat „ein Gebet voraus“ ganz eine andere Dimension als die des Vorsprungs auf andere?

Als Christ und Theologe beschäftige ich mich viel mit dem Beten und pflege wie jeder betende Mensch einen ganz persönlichen Stil der Kommunikation mit Gott. Neben dem persönlichen Gebet während des Tages ist mir auch das Gebet in kleinen Gruppen sehr vertraut. In meinem Beruf habe ich das Privileg, dass fast jede Arbeitssitzung mit Gebet beginnt. Sei das bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz, beim evangelischen Hilfswerkverband Interaction oder auch in der Evangelischen Volkspartei; ja sogar vor den Sessionen des Grossen Rates in Bern können jene mit einer Andacht beginnen, die das wünschen. Und diese Treffen schliessen wir jeweils mit dem Gebet „Unser Vater“ ab.

Ich empfinde dies als grosses Vorrecht. Nicht jeder hat die Möglichkeit in seinem Berufsalltag mit einer Gruppe von Menschen Gott zu danken und ihn um seine Führung, Ermutigung und Hilfe zu bitten. Mir ist es deshalb so wichtig, weil mir das Beten in der Gemeinschaft mit anderen noch besser gefällt, als das Gebet alleine. Von diesem Geheimnis hat schon Jesus gesprochen: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte“, Matthäusevangelium Kapitel 18, Vers 20. Wenn Christen gemeinsam beten, dann verspricht Jesus, durch seinen Heiligen Geist bei ihnen zu sein.


Gott hört dann nicht nur ihre Gebete, sondern teilt sich auch immer wieder mit. Für mich ist das Reden Gottes zu uns Menschen ein Teil dieser unvergleichlichen Dimension, die mich im Voraus auf etwas Besonderes vorbereitet, auf etwas hinweist, warnt oder ermutigt. In diesem Sinn ist das „Gebet voraus“ eine persönliche Vorbereitung, die uns nicht Vorteile gegenüber anderen Menschen verschaffen soll, sondern die uns selber zum Vorteil für andere macht: Und zwar so dass wir anderen besser dienen und sie unterstützen können, wenn wir im Voraus Gott begegnet sind. Eine solche Begegnung wünsche ich mir für alle, die morgen gemeinsam beten!

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