Endzeit, na und?

Sie ist allgegenwärtig, die Bemerkung von Christen, dass nun allen klar sein müsse, dass wir in der Endzeit lebten. Dabei dient die Euro-Krise genauso als Begründung wie Fukushima oder der arabische Umbruch. Aber was wird eigentlich genau bezweckt mit der Aussage, wir lebten in der letzten Zeit? Endzeit, na und was jetzt? Soll ich mich weniger gegen Ungerechtigkeit einsetzen, weil wir in der Endzeit leben? Soll ich mich nicht mehr um die Bewahrung der Schöpfung kümmern, weil wir in der letzten Zeit leben? Soll ich mich nicht mehr für die Hungernden engagieren, weil das Ende nah ist? Soll ich keine Familie mehr gründen? Oder soll ich statt des Evangeliums Gericht predigen? Das sei ferne, würde Paulus schreiben, der wie wir in der Endzeit lebte; im letzten Zeitabschnitt der Heilsgeschichte Gottes. Vor mehr als 2000 Jahren hat die Endzeit mit dem Kommen des Messias Jesus begonnen. Manchmal kommt es mir so vor, als wollten die Apokalyptik-Freaks ihre Bibelkenntnis zur Schau stellen, wenn im aktuellen Geschehen biblische
Prophetien erkennt werden. Aber eigentlich sollten sie ihre Bibel besser lesen: Wenn Jesus von der letzten Zeit zu seinen Jüngern sprach, dann deshalb weil er in ihnen Hoffnung wecken wollte. „Erschreckt nicht!“, sagt er ihnen. Jesus ermutigt die Jünger seinen Auftrag treu, ausdauernd und wachsam wahr zu nehmen: „Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker...“ Es haben sich schon viele Christen durch all die Jahrhunderte in einem Endzeitfahrplan versucht, und sie lagen alle falsch. Wenn uns erschreckende Ereignisse an etwas erinnern sollten dann daran, dass wir Gottes Liebe für diese Welt predigen und leben sollen!

Kommentare

Land und Lecker hat gesagt…
Es ist schon verrückt, das mit der Endzeit. Die, die es predigen, stecken doch meist gar nicht im wahren Leid. Ein Beispiel sollte man sich nehmen an Menschen, wie unseren Vorfahren, die sich nach der Zerstörung ihrer Heimat im 1. und 2. Weltkrieg nicht haben unterkriegen lassen und selbst in schwärzesten Zeiten für sich und ihre Kinder nach vorn geblickt haben.
Karoline

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