Kinder - der Stadt Bestes

„Das Wievielte? Das vierte Kind!?“ Die Sprüche im Sportverein sind mir sicher. „Aber ihr wisst, wie das funktioniert, oder?“ Bei den meisten Formularen passen vier Kinder noch grad drauf. Beim Autokauf sinkt die Auswahl, aber steigt der Preis. Und die letzte Hand der Eltern beim Spazieren ist nun vergeben. Wieso eigentlich heute noch Kinder kriegen, und zudem noch so viele?
Dass die Frage überhaupt gestellt wird, ist eigentlich komisch. Meistens stellen wir unser eigenes Leben nicht so sehr in Frage wie jenes derer, die noch nicht geboren worden sind. Aber in der Tat gibt es einiges, das zukünftiges Leben in Frage stellt.
Zuerst ganz existenziell, können wir uns Kinder überhaupt leisten? Ab dem vierten Kind steigt im Kanton Bern das Armutsrisiko markant an. Es ist fünfmal höher als bei einem Ehepaar ohne Kinder. Dann ganz grundsätzlich, erträgt diese ausgebeutete Erde noch mehr Menschen? Wenn jeder Mensch ein Schweizer wäre, hätten wir drei oder vier Planeten nötig, so viele Ressourcen verschwenden wir. Und schliesslich ganz persönlich, wäre es nicht besser, wenn den ungeborenen Kindern all jenes Leid erspart bleibt, das ihnen ganz sicher wartet?
Die Menschen, welche die Worte des Propheten Jeremia vor vielen Jahren hörten, hatten nicht die gleiche Ausgangslage. Aber als Asylanten in der Fremde war sie auf keinen Fall besser als unsere: „Baut Häuser und richtet euch dort zum Wohnen ein. Legt Äcker und Gärten an und freut euch an den Früchten, die ihr erntet. Heiratet und zeugt Söhne und Töchter. Sucht für eure Söhne Frauen und verheiratet eure Töchter, damit sie Söhne und Töchter zur Welt bringen.“ Und dann die bekannten Sätze: „Suchet der Stadt Bestes!“ und „Denn wenn die Stadt, in der ihr lebt, Frieden hat, dann habt auch ihr Frieden.“
Kinder zeugen zum Wohlergehen einer Gesellschaft, ist das ein angemessenes Motiv? Ich gebe zu, es ist nicht das vordergründigste, weshalb ich bereit bin Verantwortung als Vater zu übernehmen. Ganz klar, es ist eine riesige Freude und sehr erfüllend, die Entwicklung eines Kindes mit zu erleben, die Gemeinschaft in der Familie zu erfahren und zu sehen wie eigenständige Persönlichkeiten heranwachsen. Aber bei allem Kinderglück und im Bewusstsein, dass es ein grosses Geschenk ist Eltern zu werden, sehe ich auch eine Verantwortung unserer Generation Kinder zu zeugen. Denn sie werden in der Tat dafür zuständig sein, ob ich als Greis in Frieden leben kann oder nicht…
By the way: Wir warten noch auf unser Jüngstes (31.05.11,15.35h).

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