Jesus im Thuner Alltag

Von: Andrea Vonlanthen

Der Thuner Sommer wird von Jesus geprägt. Jedenfalls von einer Rockoper mit diesem Namen: «Jesus Christ Superstar». Das legendäre Musical handelt von den letzten sieben Tagen von Jesus. Von einem sehr menschlichen, lebenslustigen Jesus. Erotische Gefühle für die Jüngerin Maria Magdalena sind ihm hier keineswegs fremd. Für gläubige Christen eine klare Provokation. Ausgerechnet in Thun, das als «fromme Hauptstadt der Schweiz» gilt! Doch die Aufregung unter den Frommen bleibt kleiner, als anzunehmen wäre. Und als von den Musical-Promotoren vielleicht erhofft. Das ist auch damit zu erklären, dass sich die regionale Evangelische Allianz nicht provozieren lässt. Allianz-Präsident Marc Jost hält das Musical auch für problematisch. Von öffentlichem Protest jedoch rät er ab. Er geht selber hin und stellt sich den Fragen der Medien und der Zweifler. Und er rät andern Christen, das gleiche zu tun. Er macht eine frivole Rockoper zur Chance für das Evangelium von Jesus Christus.

Das Beispiel erklärt auch die bemerkenswerte Entwicklung und Ausstrahlung der Evangelischen Allianz in der Region Thun (siehe Seite 4). Sie zählt nicht weniger als 30 vorwiegend freikirchliche Gemeinschaften. Ihr Präsident Marc Jost ist ein gründlicher Theologe, ein begabter Politiker und ein profilierter Journalist. Er denkt als Theologe an die Botschaft, als Politiker an Beziehungen und als Journalist an die Kommunikation. Ein guter Allianz-Präsident ist dreifach bewandert: theologisch, politisch, journalistisch. Er ist Brückenbauer, Chancennutzer und Motivator. Er motiviert immer wieder zum Miteinander. Auch zum Miteinander mit den Medien! In einem Klima des vertrauensvollen Miteinanders werden attraktive Grossanlässe möglich. In Thun etwa diakonische Stadtwochen oder evangelistische Projekte. Sie stärken die eigene Gemeinschaft und wecken das öffentliche Interesse. Und sie hinterlassen Segensspuren.

In Thun spricht man schon lange von Jesus. Dafür sorgten leidenschaftliche Erweckungsprediger bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein Marc Jost und mit ihm die Evangelische Allianz setzen diese wichtige Arbeit zielstrebig fort. Widerstand bleibt ihnen nicht erspart. Auch im Berner Oberland wird Jesus gerne zur Privatsache erklärt und als Tabu behandelt. Wird ausgeklammert, warum der Gottessohn Mensch geworden ist. «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben»: Eine Stadt, die ihre kulturelle Mitte gewinnen will, wird diesen Anspruch von Jesus mehr und mehr zum Thema machen.

Gerne fliegen rührige Schweizer Christen in die USA oder nach Korea, um neue spirituelle Entwicklungen und erweckliche Aufbrüche zu bestaunen. Oft kehren sie mit frischem Herzensfeuer zurück. Doch nicht immer bleiben längerfristige Auswirkungen. Wer sich über eine blühende und nachhaltige Allianz-Arbeit erkundigen will, braucht jedenfalls nicht über den grossen Teich zu jetten.

in idea Spektrum vom August 2009

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