Religion schafft Krieg

„Religion hat doch immer nur zu Streit, Spaltung und Konflikten geführt; vielleicht ist sie der grösste Feind für den Frieden in der Welt. Wenn die Christen weiter behaupten, dass sie die Wahrheit haben, und andere Religionen ins gleiche Horn stossen, wird es in der Welt nie Frieden geben.“
Solche (aus dem Buch „Warum Gott? von Timothy Keller) oder ähnliche Behauptungen begegnen mir immer wieder. Letzte Woche vor einem Laden kam ich mit einem Mann muslimischen Glaubens ins Gespräch, und da stiessen wir zum besagten Punkt: Wer war Jesus? Wer war Mohammed? Für ihn war Jesus einer von vielen und Mohammed der grösste Prophet. Für mich war Jesus der Mensch gewordene Gott, der gestorben und auferstanden ist und Mohammed einer von vielen. Es war offensichtlich, mindestens einer von uns lag falsch. Ich empfahl ihm die Bibel zu lesen, und er machte mir den Propheten Allahs lieb.
Dieses Beispiel zeigt, dass unterschiedliche Religionen nicht einfach zu Streit führen. Aber ist die Behauptung vom Krieg falsch? Natürlich nicht. Wie so oft, kommt es darauf an, was wir Menschen bei Meinungsunterschieden tun. Führen sie uns zu Besserwisserei und Arroganz oder bringen wir unsere Meinung in Demut vor? Religionen bilden in der Tat ein Sicherheitsrisiko für den Frieden. Aber Religionen zu tabuisieren, privatisieren oder gar zu verbieten, scheint mir falsch, ja noch gefährlicher als die Differenzen aufeinander prallen zu lassen.
Viele Zeitgenossen schrecken jedoch davor zurück Unterschiede zu benennen und anzusprechen. Ja sie gehen sogar so weit zu behaupten: „Alle grossen Religionen sind doch gleich wahr und lehren im Grunde dasselbe.“ Menschen mit dieser Haltung scheinen übermässig harmoniebedürftig zu sein, oder sie haben sich noch nie wirklich mit den Weltreligionen auseinandergesetzt. Denn wer meint, alle würden an denselben liebenden Gott glauben, der das Universum schuf, hat ausser Acht gelassen, dass im Buddhismus z.B. unvorstellbar ist, dass es einen persönlichen Gott gibt, dass der Hinduismus zig Götter kennt und dass sogar die drei monotheistischen Religionen grosse Uneinigkeit haben: Oder war Jesus von Nazareth nun einfach ein Prophet, ein Gotteslästerer oder Gottes Sohn selber? Diese Frage unterschiedlich zu beantworten ist weder gleichgültig noch führt es einfach zu Krieg. Glauben heisst gerade auch, mutig Unterschiede zu Tage treten zu lassen.

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