Fehlerhaft führen


Mose war ein Mörder, König David ein Ehebrecher und Petrus ein Lügner. Hätte es die Boulevard-Medien schon damals gegeben, wären diese drei biblischen Führerfiguren kaum so einflussreich und erfolgreich gewesen.

Ein Bundesrat vertraut einem Mitarbeiter zu lange, entscheidet sich falsch, informiert irreführend und sofort wird von politischen Gegnern und den Medien sein Kopf gefordert. Welche Fehler kann man sich als Führungspersönlichkeit erlauben? Welchen Verantwortungspersonen schenken wir unser Vertrauen nach Fehlern wieder? Gelegenheit, über unseren Umgang mit Führung und Fehlern nachzudenken! Bill Clinton, Elisabeth Kopp oder Samuel Schmid, ihnen allen sind Fehler passiert. Ich rufe in Erinnerung, dass wir als einzelne Menschen auch Verantwortung dafür tragen, wie wir mit unseren Leitern und unserer Obrigkeit umgehen. Vor langer Zeit hat der Apostel Paulus seinem jungen Mitarbeiter Titus geschrieben: „Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit, niemanden verleumden, nicht streiten, gütig seien, alle Sanftmut beweisen gegen alle Menschen.“ (Kapitel. 3,1-2) Nach Fehlern, die auch unseren Bundesräten passieren, sind die Presse, die Politik und der Stammtisch jeweils rasch mit Kritik, Gerücht und Urteil. Unsere Obrigkeit auch kritisch zu verfolgen, ist bestimmt berechtigt. Ja, von den Medien erwarten wir das sogar. Was jedoch in den letzten Wochen geschehen ist, hat nicht mehr viel mit Respekt und Zurückhaltung der Regierung gegenüber zu tun. Was die Presse druckt, wird als Tatbestand übernommen und die Öffentlichkeit fällt ihr Urteil vorschnell ohne Rücksicht auf allfällige offizielle Ergebnisse. Kein Wunder, dass unsere Minister mittlerweile auch fünf Bodyguards brauchen. Wäre das Volk vor vielen Jahren mit Mose, David und Petrus ähnlich ins Gericht gegangen, hätten wir heute wohl weder die Zehn Gebote noch das grosse diakonische Erbe.

Berner Oberländer, 12.09.08

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