Animismus

Was haben das Freilichtmuseum Ballenberg und ein peruanisches Dschungeldorf gemeinsam? Seit unserem Pfarrer-Ausflug in die Miniatur-Schweiz im Berner Oberland weiss ich es. Hier wie dort fand ich Zeugen eines lebhaften Aberglaubens. Während in den alten Häusern - katholischer wie auch reformierter Herkunft - auf dem Ballenberg Äste, Rosshaare und Messer die bösen Geister fernhalten sollten, waren es beim peruanischen Jäger Schutzrituale mit Wurzeln, die ihn vor dem Schlangenbiss bewahren sollten.
Animismus herrschte beidseits des Atlantiks; und heute? Wie steht es eigentlich um den Glauben an magische Rituale in unserer Zeit und Kultur? Es wird schnell klar: Ob Ogis Edelsteine im Hosensack, Frau Meiers Glücksbringer um den Hals oder des Olympia-Sportlers Ritual vor dem Start, die Schweiz ist nach wie vor fasziniert von animistischen Handlungen. Aber wie ist das unter gläubigen Christen? Sind wir völlig jenseits von Freitag, dem 13. und der schwarzen Katze?
Wer in Jesus Christus seinen Herrn sieht, ist mit dem verbunden, der über allen Mächten und Ritualen steht. Christen sind nicht auf Rituale und bestimmte "Erfolgsmethoden" angewiesen. Aber auch wir sind nicht ganz gefeit vor animistischem Aberglauben. Es wird zum Beispiel dann verdächtig, wenn unser Wohlergehen davon abhängig gemacht wird, ob die eigene Wohnung gesalbt wurde, ob die Stadt mit einem Gebetsmarsch eingenommen wurde oder ob wirklich der "vollmächtige Pastor" meine Zukunft in Gottes Hand gelegt hatte. Nicht dass solche Handlungen verwerflich wären. Wichtig scheint mir aber, dass wir dem souveränen Jesus vertrauen und nicht an simple Aktionen glauben.
publiziert in idea Spektrum vom 3. Sept. 2008

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