Mein Nachbar in Not


Jeden Tag sterben über 20‘000 Menschen - meist Kinder- weil sie zu wenig zu essen oder kein sauberes Trinkwasser haben. Wenn wir die Welt als Dorf von 100 Einwohnern ansehen, dann bedeutet dies, dass 14 Menschen in diesem Dorf hungern oder kein sauberes Wasser haben. Vor kurzem haben wir uns in einer kleinen Gruppe bei uns im Wohnzimmer diese und andere Zahlen vor Augen geführt. Dabei habe ich festgestellt, dass mich diese Zahlen der Armut viel mehr bewegen oder empören, wenn ich sie auf ein Dorf übertrage.

Wie kann eine Dorfgemeinschaft wegschauen oder ignorieren, wenn 14 ihrer Nachbarn sterben, weil zu wenig oder schlecht ernährt sind? Sie wird es kaum können. Die Verantwortlichen werden es als ihre Pflicht und Verantwortung sehen die Solidarität im Dorf dahingehend zu lenken, dass zumindest das Überleben all ihrer 100 Bewohner sichergestellt ist. Sie werden in diesem Zusammenhang insbesondere darauf hinweisen, dass es für die reichsten fünf Dorfbewohner eine Kleinigkeit ist, sich wirtschaftlich dieser Not anzunehmen.


Seit 20 Jahren hören wir, dass die Welt zum Dorf geworden ist. Nicht nur Menschen sind mobiler geworden – durch billigen Flugverkehr -, sondern Information in Echtzeit aus dem hintersten Winkel der Erde ist alltäglich geworden – durch eine weite Verbreitung von Internet und Satellitenfernsehen. Wieso schafft es die Weltgemeinschaft nicht in ähnlicher Weise, wenigstens das Überleben derer sicherzustellen, die in extremer Armut leben?


Im Informationszeitalter besteht offenbar die Gefahr, dass wir Menschen mit Informationen über unüberblickbare Leiden und Nöte der massen überflutet werden, dass es bei uns eher Ohnmacht auslöst, als uns zum konkreten Handeln anregt. Natürlich lösen Schreckensmeldungen nicht bei jedem Menschen dasselbe aus. Ich wünsche mir, dass diese Kolumne einige wenige Leser dazu ermutigt, einem konkreten Leiden in der Welt zu begegnen.


Dazu bietet sich der Welternährungstag vom 16. Oktober an: Könnte es ihre Verantwortung sein ihrem Nachbarn im weltweiten Dorf zum Überleben zu helfen? Ich würde mich über Ihr Feedback freuen, wenn Sie den 16. Oktober neu als Motivation genommen haben, einen kleinen Beitrag für mehr Gerechtigkeit im globalen Dorf genommen haben.

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