Das ist nicht fair!

Man braucht keine Stunde spielenden Kindern zuzuschauen, bis man eines sagen hört: Das ist nicht fair! Aber auch wir Erwachsenen erleben kaum einen Tag, an dem wir nicht eine Ungerechtigkeit erleben. Ein Beamte nützt seine Stellung missbräuchlich und verweigert einem Bürger sein Recht. Ein Betrunkener fährt einen Fussgänger am Strassenrand zu Tode. In Syrien werden unbeteiligte Zivilisten regelrecht abgeschlachtet. Das ist nicht fair! Wir Menschen wissen, ohne dass man es uns lange erklärt, was Gerechtigkeit ist. Wir sind uns zwar nicht immer einig, aber das Grundverständnis ist uns allen gemeinsam.
Wir wollen auch, dass Ungerechtigkeit verschwindet. Und nach dem Völkermord an Juden in Deutschland, an den Armeniern durch die Türkei oder dem Genozid an den Tutsi in Ruanda haben immer wieder Menschen gesagt: So etwas darf nie mehr geschehen! Aber wie der englische Autor N.T. Wright schreibt: „Wir sind wie Motten, die versuchen zum Mond zu fliegen: Wir wissen, dass es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, aber wir können sie nie ganz erreichen.“ Und trotzdem, wer die Hoffnung aufgibt, dass es sich lohnt für mehr Gerechtigkeit in der Welt einzustehen, der wird rasch einmal zynisch. Wer aufgibt, schafft plötzlich selber Ungerechtigkeiten, indem er mit seinem beissenden Spott oder seiner Gleichgültigkeit andere Menschen verletzt oder im Stich lässt.
Deshalb ist die einzig richtige Haltung angesichts aller Ungerechtigkeit die Frage: Ist es an mir etwas zu verändern? Kann ich hier etwas zum Guten bewegen? Das ist nicht immer möglich. Und doch brauchen wir immer wieder den Zuruf: Komm, verändere die Welt! Und wenn dies vorerst bedeuten sollte, bei sich selber anzufangen. Denn es ist offensichtlich: Auch wir selber sind leider immer wieder Ursache für unfaires Verhalten. Und oft hätte unser Schöpfer das Recht uns wegen unzulässigem, ungerechtem Verhalten zur Rechenschaft zu ziehen. Aber was unsere persönliche Rechtsprechung vor Gott betrifft, sind wir begnadigt worden. Jesus Christus hat das auf sich genommen und für uns den Preis bezahlt. Auch das ist unfair! Aber erst das macht uns wirklich fähig, mit der Ungerechtigkeit um uns klar zu kommen. Denn gleichzeitig sagt Gott: Einmal wird kein Leid, kein Schmerz und kein Geschrei mehr sein. Diese Hoffnung auf eine „bessere Welt“ macht uns zu Hoffnungsträgern.

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