Pietismus 2.0





Integrale Mission, integriertes Christsein, missionaler Lebensstil, emerging church, ganzheitliches Evangelium, holistischer Ansatz: Alle diese Begriffe sind kaum älter als ich selber. Bei dieser Fülle an neuen Begrifflichkeiten könnte man meinen, in der Post-Moderne habe die Christenheit nun endlich verstanden, worum es im Leben mit Gott und der Versöhnung durch Jesus gehe.

So intensiv wir uns auch bemühen, dass wir als Christen unseren „Glauben am Montag“ leben, das „Büro als Fischteich“ betrachten und „den Auftrag der 97 Prozent“ - die nicht in einem geistlichen Beruf tätig sind – fördern. Denken wir daran! Wir haben das nicht erfunden! So sehr wir uns bemühen „inkarnativ“ zu leben, das Evangelium zu „kontextualisieren“ und „holistisch“ unsere Mission zu leben. Wir sind nicht die ersten.

Im 17. Jahrhundert wurden Menschen, die in Europa ähnlich glaubten, dachten und lebten anfangs spöttisch als „Pietisten“ bezeichnet: die „Frömmeler“. Der Pietismus, diese Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung, wollte – wie wir – ihre Gesellschaft transformieren. Sie waren sich bewusst, dass eine innige Gottesbeziehung und intensives Bibelstudium sowie verbindliche Gemeinschaft in Hauskreisen die Grundlage ihres Wirkens waren. Gleichzeitig scheuten sie sich nicht „in der Welt“ zu leben, obwohl sie nicht „von der Welt“ waren. Mehr und mehr entstanden unter dem Einfluss der Pietisten über die Jahrzehnte Universitäten, Missionsgesellschaften, Bibelgesellschaften, Volksschulen, Spitäler, Waisenhäuser und vieles mehr. Wer weiss vielleicht würden Tersteegen, Neander, Spener (Bild), Francke und Zinzendorf unsere Bemühungen einfach als Pietismus 2.0 bezeichnen. Und sie waren ja auch nicht die ersten ihrer Art. Haben sie nicht einfach das getan, was Jesus seinen Jüngern 17 Jahrhunderte früher gelehrt hat?

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