Ghadafi und wir

Täglich werden wir momentan über die Situation in Libyen ausführlich informiert. So dass wir wissen, was den Zwischenstand betreffend des Tyrannen Ghadafi und den Zustand des libyschen Volkes anbelangt. Auch unser Ältester hat dies mitbekommen und fragte mich jüngst: „Papa, ist der Ghadafi schlimmer als der König Herodes in der Bibel.“ Es war einmal mehr schwierig, auf diese Kinderfrage die passende Antwort zu geben. Ich sagte, dass beide Männer äusserst brutal und ungerecht gegen ihr eigenes Volk vorgegangen seien. „Hat der Ghadafi denn auch alle männlichen Babys seines Landes umbringen lassen?“, fragt mein Sohn weiter. „Nein, aber er ist für den Tod ganz vieler Menschen in den vergangenen Jahren und besonders jetzt verantwortlich.“ „Dann ist der Herodes noch brutaler gewesen!“, meinte er dann mit meiner Antwort nicht ganz zufrieden.
Herodes ist leider nicht der einzige, der mit dem libyschen Despoten verglichen werden könnte. Sowohl die Bibel als auch die jüngere Zeitgeschichte – sei es in Deutschland, Ruanda oder Ex-Jugoslavien – haben gezeigt, dass es immer wieder Mächtige gab, die eine bestimmte Volksgruppe als Bedrohung sahen und diese „auslöschen“ wollten. In solchen Situationen, wenn wir sie denn noch an uns heranlassen, können folgende Fragen aufkommen: Wie kommt es dazu? Hätte es nicht früher vermieden werden können? Was können wir denn jetzt dagegen tun? Und, weshalb greift Gott nicht ein und stoppt das brutale, unmenschliche Morden?
Die meisten Fragen bleiben offen und stimmen uns vielleicht sogar ohnmächtig. Was mir persönlich in einer solchen Situation hilft, sind drei Dinge: Erstens ist es das Wissen, dass wir einen gerechten Gott haben, der all diese Not und Ungerechtigkeit sieht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wird: Gott ist Richter. Zweitens ist es die Möglichkeit, mich an ebendiesen Gott im Gebet zu wenden und für die Not leidenden Menschen zu beten: Gott ist Retter. Und drittens hilft mir eine Frage, die sich mir persönlich stellt: Was kann ich konkret tun für die betroffenen Menschen und dafür, dass sich eine solche Situation andernorts nicht wiederholt? Diese Hilfestellungen sind es auch, die ich unserem fragenden Sohn weitergeben möchte. Denn leider ist zu befürchten, dass die Menschheit auch in seiner Generation mit solchen Katastrophen rechnen muss.

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