Die Seelen oder die Umwelt retten?




Eine kurze Andacht zu:

5. Mose 4,6: Haltet euch an diese Gebote und befolgt sie; dann werden die anderen Völker sehen, wie weise und klug ihr seid.

Immer mal wieder kommt es zur Grundsatzdebatte: Macht es wirklich Sinn, sich als Christ öffentlich zu engagieren, sich für die Gesellschaft und auch die Natur einzusetzen? Sollten wir unsere Kräfte nicht besser bündeln und voll auf Evangelisation fokussieren? Solche Fragen bewegen lokale Kirchen, Sektionen der Evangelischen Allianz, christliche Ehepaare oder auch den evangelikalen Stammtisch. Wie ist das mit der christlichen Prioritätenliste? Ist es wichtiger Seelen oder die Umwelt zu retten?

In der evangelikalen Szene wird dabei selten die evangelistische Mission in Frage gestellt, vielmehr werden die Bemühungen um das allgemeine Wohl in Frage gestellt; oder zumindest der Umfang dieses Engagements.

Mose kannte diesen Konflikt zwischen Verkündigung oder Gerechtigkeit fördern nicht. Er hat das Volk Gottes darauf hingewiesen, dass gerade das Leben und Handeln gemäss den Geboten Gottes andere Menschen ins Staunen versetzen und zu Gott führen kann: „Wo ist ein Volk, das so gerechte Gebote und Weisungen hat?“ Oder anders gesagt: Öffentliches Engagement von Christen ist Evangelisation!

Das Fazit der beiden Schöpfungsberichte ist eindeutig: Gott hat den Menschen als ihm ähnliches Geschöpf auf die Erde gesetzt, damit er als sein Repräsentant über die ganze Schöpfung herrsche (Gen 1,28), sie pflege und bewahre (Gen 2,15). Die Fragen „Welchen Wagen würde Jesus fahren?“ oder „Welches Steuersystem würde Jesus wählen?“ sind angebracht und hilfreich; nach dem Sündenfall umso mehr.

In meinem Geburtsjahr (1974) kam es zur wunderbaren „Lausanner Verpflichtung“; für mich eine hervorragende Auslegung der Anweisung Mose an das Volk: Sowohl Evangelisation als auch soziales Engagement - das selbstverständlich auch die Bewahrung der übrigen Schöpfung meint - ist gefragt! Man denke bloss an die Problematik der Bioenergie-Gewinnung in Entwicklungsgebieten: Wir europäischen Energie-Junkies verstossen dabei eindeutig gegen das 10. Gebot, wenn wir die Lebensgrundlage der Afrikaner verpuffen.

Sich gegen solche Ungerechtigkeiten zu wehren ist letztlich Evangelisation. Wir sollten nämlich nicht nur „erlöster aussehen“ (Nietzsche), sondern auch mehr und mehr als Gottes Ebenbilder in seiner Schöpfung leben. Dazu schenke uns Gott seine Gnade!

erschienen in idea Spektrum vom 27.02.08 (Rubrik "Kleine Kanzel")

Karikatur: Jenni AG / Orlando Eisenmann

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