Sorgenfrei arbeiten

Das alljährliche Sorgenbarometer zeigt diesmal an, dass sich Herr und Frau Schweizer am meisten um ihren Arbeitsplatz sorgen. Eigentlich ist das eine ganz nahe liegende Top-Sorge: Arbeit kann einen erfüllen und Sinn machen. Man hat das Gefühl: Ich werde gebraucht. Dann ist der Spitzenplatz auch deshalb verständlich, weil Arbeit immer auch finanzielles Einkommen bedeutet. Der Wohlstand und ist uns ein legitimes und auch äusserst wichtiges Anliegen.
Trotzdem bin ich von unserer Spitzensorge um den Arbeitsplatz etwas überrascht: Die Wirtschaft wächst - mit einer berühmten Ausnahme - und die Arbeitslosigkeit sinkt nach wie vor. Was macht uns also die Arbeit gerade jetzt so zentral wichtig? Offensichtlich scheinen auch für uns Schweizer globale Ereignisse zu weit weg, so dass die Sorge ums Klima oder die Angst vor Terror nicht zu oberst aufs Podest kommen. Wie sagt man so schön? Das Hemd ist uns näher als der Mantel. Ich wage nun doch noch eine kritische Interpretation: Ist die Sorge um eine sinnvolle und existenzsichernde Arbeit deshalb so gross, weil wir zu viele Belanglosigkeiten erleben und zu viel für Belangloses ausgeben? Beschäftigt uns von neuem die Frage nach dem Sinn? Manchmal ist es doch so, dass wir uns richtiggehend in die Arbeit flüchten, damit sinnloser Streit, sinnlose Spannungen oder sinnloser Spott vergessen gehen.
Genauso gut könnte ich uns aber auch einfach nur das Beste unterstellen und interpretieren: Es ist die Freude an der Arbeit. Weil wir gerne arbeiten, sorgen wir uns um deren Verlust. Was auch immer zu dieser Arbeitssorge geführt haben mag, folgender Vers aus den Psalmen möge uns auch über dieser Sorge Gelassenheit schenken: „Ja, Herr, du wirst dich auch in Zukunft um mich kümmern, deine Gnade hört niemals auf! Was du angefangen hast, das führe zu einem guten Ende“ (Psalm 138,8). In diesem Sinne ein sorgenfreies neues Jahr!

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