Verkehrte Welt

In Wales erkrankt ein Bulle an Tuberkulose und soll getötet werden, weil er sonst andere Tiere oder auch Menschen anstecken könnte. Es handelt sich nicht um irgendeinen „Munni“. Der Stier gehört einem hinduistischen Kloster und gilt als heiliges Tier, da er den Bullen des Gottes Shiva repräsentieren soll. Verständlich, dass sich die Mönche wehren. Der Anwalt des Klosters sieht in der Tötung des Stieres einen Verstoss gegen die Menschenrechte: die Meinungs- und Religionsfreiheit würden verletzt. Das Oberste Gericht in Cardiff hat nun dem Anwalt insofern Recht gegeben, als das Tier vorerst noch einmal untersucht werden muss und überprüft werden soll, ob wirklich eine Gefahr vom kranken Tier ausgehe.
Was sich in unseren Tagen in Westeuropa abspielt kommt mir wie eine verkehrte Welt vor. Da wird um ein Tierleben gekämpft, indem 20'000 Unterschriften gesammelt werden, während allein in der Schweiz an jedem Arbeitstag (!) so viele ungeborene Kinder abgetrieben werden, dass diese zwei Schulklassen füllen könnten. Damit ist Abtreibung in der Schweiz nach Herz-/ Kreislaufversagen und Krebs die dritt häufigste Todesursache. Dies geschieht in einem Land, welches in seiner Verfassung in Artikel 10 aussagt: „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben.“ Gleichzeitig beklagt – nicht nur – die Schweiz einen drastischen Geburtenrückgang. 1970 hatten wir letztmals eine Geburtenziffer von 2,1 Kind pro Frau, welche eine Gesellschaft hier langfristig überleben lässt. Heute sind wir bei einer Geburtenziffer von 1,4. Falls diese nicht steigen sollte, gibt es die Schweizer innerhalb von acht Generationen nicht mehr.
Ich meine nicht, dass die Schweizer für das Heil der Welt von alles entscheidender Bedeutung wären. Zuwanderung würde die Schweiz bestimmt weiter bevölkern. Dass die Menschenrechte jedoch für einen „heiligen Stier“ Geltung haben sollen, während in ganz Europa Gesetze bestehen, die gegen ebendiese verstossen und das Leben von Ungeborenen vernichten, sollte eigentlich uns alle wachrütteln!

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